Gräf, Hans Gerhard: Brief an Otto Weissel. Weimar, 1.12.1918
bereits nach München abgegangen ist - sonst würde ich
Sie gebeten haben, dringend, es zu verhindern. Und bei
den obwaltenden Verhältnissen ist man nicht einmal
sicher, ob die Sendung richtig ankommt. So eilig war
die Sache ja dort gar nicht! Auch hoffe ich zuversicht=
lich, daß Herr Dr. P., unter dem Eindruck der seit Wo=
chen auf ihn einstürmenden Geschehnisse nur zu be=
greiflich seine Lage in allzu schwarzen Farben sieht.
Doch was geschehen, ist nicht zu ändern. Ist die Ab=
sendung erfolgt, so überlasse ich es vorläufig meiner Tochter,
auf den sie jedenfalls begleitenden Brief dankend
zu antworten. Ich, als Vater, kann erst später mei=
nen Dank äußern, wenn ich über diese höchst pein=
liche Angelegenheit etwas ruhiger geworden bin.
Ich verlasse diese, in mehr als Einem Sinne schmerz=
lichen Betrachtungen u. wende mich zum Schluß Ihres
vorletzten Briefes, in dem Sie so freundlich sich nach
meinem Lebenswerk "Goethe über seine Dichtungen"
erkundigen, über das Hermann Bahr sich in seinem
neusten Buche (oder ist es bereits nicht mehr das neuste?)
"1917" ein Tagebuch, S. 41, mit allzu überschwängli=
chen Ausdrücken ergeht. Das Werk ist in 9 Bänden
während der Jahre 1901 - 1914 erschienen (Band 8 u.
9 während des Weltkrieges!). in den Vorworten kann