Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 17.11.1916 - 29.11.1916
das Unglück, das erfahrungsgemäß alle
meine besten Freunde verfolgt; jetzt
wo unsere Freundschaft so wunderschön
geworden, scheint mir die Gefahr am
größten, Tom natürlich am weitesten.
Was würde es ihm auch nützen, wenn
er ganz nahe wäre, ganz zu Ihnen
könnte er doch nie kommen. Wir
stehen uns doch immer so entsetzlich
ferne! - Und dann, wenn Sie ge=
sund, oder doch auf wären, hätte
ich bis heute wahrscheinlich doch ein
Schreiben von der lieben Freundin
erhalten. Wenn der morgige Tag
wieder ohne Brief vergeht, werde
ich wirklich wieder an den treuen
Hund denken.- Können Sie sich die
Angst nicht vorstellen, die meine
Seele bedrückt? Die vielleicht, hof=
fentlich, Gott geb's, grundlose Angst
Ihres hero? - Ach ich hab' mein Liebes,
hab' auch mein Leid.-
26.XI. Seit 2 Tagen liegt Tom, mit der treuen
Seele, auf der Schwelle vor Ihrem Zim=
mer u. unterdrückt das Winseln.
Wenn Sie ihn hörten, würden Sie ihn
vielleicht einlassen; das treue Tier
könnte Sie sehen, vielleicht würde
die Lilienhand ihm den Kopf strei=
cheln; können Sie sich seine stummen
Gefühle vorstellen?
Auch den Doktor lassen Sie zu sich,