Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 17.11.1916 - 29.11.1916
u. sich von ihm den Puls fühlen. Dies
verstehe ich auch, bin sogar gestern
zum Ehrendoktor der Wiener Hoch=
schule, leider der technischen, ernannt
worden. Das hälfe mir wohl nichts.
Hund u. Doktor dürfen zu Ihnen;
der Freund nicht, wenn er auch noch
so alt ist! Und selbst wenn die Welt
nichts dagegen hätte, Sie selbst wür=
den nicht wollen, nicht wahr? Auch
wenn Sie wüßten, daß sein Herz
fast bricht! Und dann wundern
Sie sich noch, daß mich das Leben in
dieser Welt nicht entzückt! Ach, liebe
Freundin, werde ich Sie je wieder sehn
u. das Leben wieder lebenswert
finden?
27.XI. Wieder sind 24 Stunden dahingeschli=
chen. Wieder hab' ich mir in's Tagebuch ge=
kritzelt, was ich Ihnen nicht schreiben
kann, da ich nicht einmal weiß,
wo Sie sind. Wien? Triest? Vom 15.
das letzte Lebenszeichen! 12 Tage!
Qual u. Sehnen u. weiche Gefühle in
harte, in Grimm umzusetzen, das
geht auch nicht mehr so leicht, wie
in früheren Jahren. Tom: „Dafür
hab' ich das Herz auch nicht gemacht. Das
ist nur für L.” - „Nur für Lieben u.
Leiden?” - „Ja, u. für Leben u. Lustigsein,
wenn L. will.” - „Bravo Tom! Lachende
Lebenslust! Wohl bekomm's!”
28. Ihr lieber lieber Brief v. 18.-20.ten
ist also in 8 Tagen glücklich zu mir