Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 18.8.1916
Vom See ist man mit der Bahn in 5
Minuten wieder in der ödesten
Bergwüste, die sich zunächst in einem
Plateau zu Montblanc-Höhe er=
hebt u. dann, meist sanft, bis zum
Stillen Ozean hinuntersinkt. Nach
den endlosen vulkanischen Sand=
massen sind die paar nackten
schwarzen Felsklippen, die den kleinen Ha=
fen von Mollendo bilden, fast
eine Erholung für die von dem
eintönig fahlgelben Sand ermü=
deten Augen. Der Konsul lädt
uns ein, im „Kegelbahngarten”
uns an kühlem Bier zu erfri=
schen, denn es ist gar heiß in
der schattenlosen Wüste da unten.
Wir steigen einen Sandhügel
hinan u. kommen oben zu einer
hohen Bretterwand, die den „Gar=
ten” umschließt. Wir werfen noch
einen Blick zurück auf den öden
glühenden Wüstenort von 100 Häusern
unter uns, öffnen die Tür in der
Bretterwand u. sehen uns im -
Paradies! Was die Tropenwelt
an Wundern von Blumen, Sträu=
chern u. mittelgroßen Bäumen
an Formen u. Farbenpracht hervor=
bringen kann, schien hier in einem
Raum, so lang wie die Kegelbahn
u. fast so breit, zusammengedrängt.