Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 1.11.1916 - 4.11.1916
u. bildet die Wehmut des Lebens. Man
wandelt nicht ungestraft unter Palmen.
Was die Zukunft im Schoße hat, weiß
ich nicht. Daß ich von Ihrer Freund=
schaft mehr als bisher erwarte oder
hoffe, glaube ich nie mit einem ge=
schriebenen oder gesprochenen Wor-
te im entferntesten angedeutet
zu haben, wohl aber oft das Gegen=
teil. Der Gedanke, statt K. in Triest
zu sein, d.h. dauernd, hat den blinden
Tom mit Jubel erfüllt; Ihr wahrer
Freund war aber aufrichtig u. unhöf=
lich genug, darin gleich Unheil, Qua=
len, d.h. Preissteigerung für Glück
zu sehen. Die Zukunft muß ich Gott
überlassen.
Als ich zum ersten male von unse=
ren Wegen nach aufwärts u. un=
ten sprach, waren meine Gefühle
schon die gleichen, wie heute. Die=
ser Gefühle schäme ich mich nicht vor
mir selbst, nicht vor Ihnen, nicht ein=
mal vor Ihrem Gatten. Erst hier
entnahm ich letztens aus einer Be=
merkung von Ihnen, daß Ihr Gatte
den Inhalt meiner Briefe nicht
kennt. Ich hielt dies zwar für höchst=
wahrscheinlich, wäre aber gar
nicht entsetzt gewesen, das Gegen=
teil zu erfahren. Scheine ich Ihnen
deshalb allzu naiv? Mag sein.
Dafür wäre mir der Gedanke
unerträglich, daß sonst jemand in