Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 23.12.1916 - 30.12.1916
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Kleidern schauen sie beschämt, verle=
gen, bewundernd zu den stolzen, präch=
tigen, blendend schönen Frauen auf!
Wie dauern sie mich, die Armen, von
denen ich Ihnen wunder was erzählt!
Und doch, wie liebe ich sie! Wie viel mehr
zeigen, sagen sie mir, als die andern!
Es sind ja Szenen, nicht Portraits; Szenen
aus Ihrem Leben, schicksalbedeutend für
mich. Außerdem, läßt welches andere
Bild den blonden Typus Ihrer Schönheit so erkennen, wie
das Bildchen I? Und zeigt Sie mir ganz,
ganz, samt den Fußspitzen u. Liebesge=
dichten, u. wie Sie mir in die Augen
blicken u. mich unter dem Arm, so nahe
dem Herzen, einfach mitnehmen! - Und
II! Verunglückt durch den Hintergrund
bei Ihnen, ohne einen Zug von unsern
Gesichtern erkennen, oder auch nur sehen
zu lassen, ist doch alles so unendlich aus=
drucksvoll: wie innig diese unsichtbaren
Augen tief in mich hineinschauen, wie
warm diese unsichtbare Lilienhand mich
festhält; u. meine Seligkeit! u. Ihre Ge=
stalt u. Haltung, ach!!! Ist irgend etwas
von all' dem auf den Prachtbildern zu
sehen? Werfen Sie sie nicht weg, die ar=
men, bescheidenen Dinger, weil ihre Huldigung
so ärmlich, unvollkommen ausgefallen ist!