Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 23.12.1916 - 30.12.1916
meiner stillen Wünsche u. Hoffnungen
freilich nicht erwartet, obwohl Sie schon
so oft meine Erwartungen ungeheuer
hoch übertroffen u. mich schon sehr ver=
wöhnt haben. Möge Gott alle Wünsche
u. Gebete seines Lieblings immer ebenso
überreichlich erfüllen! Das ist das er=
ste Wort des Dankes, das ich für diese
Ihre himmlische Gabe finde. Was kann
ich, Armer, Ihnen geben? Werde ich je
einmal Ihnen eine solche Freude be=
reiten können? Obwohl Sie mir ja
vor kurzem geschrieben haben u. es
mir im Weihnachtsgruß wieder sagen,
was meine Freundschaft Ihnen ist, so
kann ich mir doch nichts vorstellen, als
daß Ihre einzige Freude, die Sie von
mir haben, immer wieder doch nur die
Freude ist, die Sie mir bereiten, wie
Sie es mir auch von Ihrem Wohltun
als Statthalterin geschrieben. Virtue
is its own reward.
Soeben wird mir von der Marinesektion te=
legraphiert, daß mein Weihnachtsbrieferl Ihnen
nicht gestern Nachmitag, sondern erst heute 10 U.
V. zugestellt werden konnte, weil die Post erst
heute früh, statt gestern V.M. nach Wien gekommen
ist. Ich bin unglücklich!!! Nicht einmal diesen bescheidenen
Wunsch habe ich Ihnen erfüllen können! Was werden
Sie sich von mir gedacht haben, liebe, geliebte Freundin?