Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 23.12.1916 - 30.12.1916
28.XII. Zwei Tage (d.h. Nächte) habe ich verstrei=
chen lassen, ohne Ihnen zu schreiben. Ich
muß Ihnen beichten, warum; vielleicht
finden Sie dabei einen häßlichen Gedan=
ken von mir über Sie. - Daß ich mich
am Weihnachtsabend bei Ihnen nicht
mit dem dicken Brief, den Sie doch auf den
Wunschzettel geschrieben hatten, einge=
stellt habe, nagt immer weiter an
meinem Herzen u. ich werde das Ge=
fühl nicht los, daß dieser Brief am
Tag darauf Ihnen keine rechte Freu=
de mehr gemacht u. die Enttäuschung
vom Abend vorher nicht hat verwi=
schen können, u. daß die Folge davon
eine A.h. belobende Anerkennung
war, die Ihnen die liebe innere Stim=
me aussprach, etwa: „Brav, liebes
Kind, so ist's recht! Dies ist das richti=
ge, schöne Maß in deinem Lieben für
Freund Tom! Wie er's verdient! Lass' dich
nur nicht durch dein zu gutes Herz
über diese Maß hinaus verleiten etc!”