Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 23.12.1916 - 30.12.1916
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An mein Schicksal denke ich nicht, wenn ich nur
frei von Schuld u. Vorwurf bleibe. Manchmal
steigt aber ein Bangen auf, unklar, viel
unklarer, als wenn ich die Flotte gegen
eine stärkere in den Kampf führte, was
mein letzter nicht erfüllter Jugendtraum ist.
Tom: „Aber sie ist doch keine „Flotte”! Und du sie
führen? Sie führt uns, laß sie uns führen! Sie
führt uns auch nicht in den Kampf.
„Ach, Führer verunglücken auch mitunter
durch Schuld oder Ungeschick der Geführten,
auch unangeseilt. Ihr darf nichts geschehen!
Auch keine inneren Kämpfe! Mit de=
nen sie den starken Hang zum
Maßlosen einst bezwungen, der nun,
wie sie schreibt, wieder lebendig zu
werden scheint.” Tom: „Ja, maßlos gut,
u. sanft u. schön! Und maßlos lieb!”
„Aber alles Maßlose ist nicht recht,
nicht gut.”- Tom: „Schreib ihr doch nichts
Fades! An einer inneren Stimme
hat sie schon genug u. wird unwillig,
wenn sie zuviel gemahnt wird. Schauen
wir sie lieber wieder an! Ach, die
Liebe, Herrliche, Schalkhafte, Entzückende!
Auch noch um halb drei!”