Gott sie mir her bringen. Gott wird uns nur
trennen, wenn die Stunde schlägt. Schlägt sie nicht
schon? Kann ein solcher Riß in unserer Freundschaft
wieder geflickt werden? Wie wird sie dann aus=
schauen? Kann sie je wieder so werden, wie sie
war? Diese Qual wird ja immer zwischen uns
sein! O diese Qual! Und so ohnmächtig zu sein! nichts
tun zu können, daß sie auch um mich so leide, wie
ich um sie! Gar nichts! Ach die paisible indifférence
u. das q. a. th.!“
Um den tobenden, lästernden Narren zur Be=
sinnung zu bringen, lese ich ihm Ihren Wun=
derbrief v. 30. Nov. vor mit den 5 Herzensfra=
gen. „O diese Fragen, wie konnten wir die so
ganz verkehrt beantworten: Nein, nein; ja
ja, ja? Gerade umgekehrt ist es doch: Ja, ja;
nein, nein, nein! Nichts! So fühle ich doch jetzt,
wie kann ich denn anderst fühlen? Wäre es
doch schon aus!“-
Gestern noch ein Genie, jetzt ein Narr! Lombroso hat
vielleicht doch recht. Ich nehme eine doppelte Dosis Trio-
nal für den Rest der Nacht u. seufze mein altes Nacht=
gebet. Genützt hat keines von beiden. Sechs Uhr auf,
halb acht hole ich S.E. von „Lacroma“ ab, zum Empfang des
Kaisers; wie wohltuend SE. auf meine Stimmung
wirkt, ist ein Wunder. Fühle ich mich Ihnen näher
bei ihm? Dann 6 Stunden an der Seite des K., davon
eine Stunde im Salon auf „Viribus“ allein mit ihm.