Kienzl, Hermann: Brief an Wilhelm Kienzl. Wilmersdorf bei Berlin, 31.7.1926
nach der Nachmittagsfolter fuhr ich, halbtot, von
Gallspach ab, und in Grieskirchen mußte ich mich
vom Dienstmann in's Coupé heben u. schieben
lassen. Zeileis hat mir zum Schluß eröffnet,
daß die Grundursache meiner Sklerose die
offenbar seit 15 oder 20 Jahren oder vor
noch längerer Zeit aufgetretene Harnsäure
sei. Auf meine Bemerkung, in all den Jahren
sei diese bei den häufigen Harnanalysen nie=
mals festgestellt worden, meinte er: „Umso
schlimmer! Sie gieng nicht ab und ruinierte
den Organismus.” Ende Oktober soll ich
wiederkommen .... Wenn ich dazu im Stande bin;
vorläufig sind die Fußqualen so gesteigert und ist
meine Beweglichkeit so gehemmt,
daß ich, vergleichsweise, in Aussee ein
Schnellläufer gewesen bin. Ich will die
Hoffnung nicht aufgeben, aber mein radiu=
mistischer Wunderglaube steht doch auf recht
schwachen Beinen, die sich nur gleichzeitig mit
meinen persönlichen Haxen kräftigen könnten.
In Gallspach erlebte ich noch manches Kuriose.
Zunächst: Frau Zeileis; eine stattliche