Kienzl, Hermann: Brief an Wilhelm Kienzl. Wilmersdorf bei Berlin, 31.7.1926
2.
Dame mit vollkommen ausgewachsenem, blondgelocktem
Vollbart. Dann mehrfache kurze Volks= und
Kampfreden der Zeileis, fast auschließlich an
mich (den Mann der Feder!) gerichtet. Objektiv
muß ich übrigens festhalten, daß das soziale
Gleichheitshonorar von 2 Schilling für die Ordina=
tion bei der hiedurch mitbestimmten großen
Zahl von manchmal 1000 Patienten an einem
Tage doch eine recht günstige Geschäftsanlage ist.
Und Filialen hat er in Wien, Linz, Graz, Klagen=
furt! Du hast Recht: Gallspach - mit den jeden=
falls festgestellten großen Erfolgen der Zeileis
in vielen Fällen - wäre als Ganzes ein
glänzendes Feuilletonthema, und der gehässige
Kampf der Fakultät und der Zunft würde
besondere Reflexionen gestatten. (Ein Badearzt
in Schallerbach, persönlich bekannt mit meinen
Ausflugsgenossen, sagte ja mir in ungebändigter
Taktlosigkeit: „Daß ein Mann wie Sie diesem
Gauner und Schwerverbrecher aufsitzen konnte.
Wenn der Bundespräsident Hainisch, der ihn prote=
giert, abgeht, wandert er in's Zuchthaus!”)
Aber ich will nicht loslegen, solange ich möglicher=
weise mit Sein oder Nichtsein von Zeileis abhänge,