Kienzl, Wilhelm: Brief an Helene Kienzl. Graz, 5.4.1917
Tränen gerührt war. ----
Heute schrieb mir Rosegger einen
ganz wundervollen Brief über unsere
letzte Unterredung - so innig u.
fast verehrungsvoll hat er
noch nie zu mir geredet, wie in
diesem Briefe. Ich muß ihn Dir
mitbringen. Aber wann werde ich
kommen können? Ich zittere bei
dem bloßen Gedanken, meiner Frau
meine Abreise anzukündigen, denn
sie wird sich namenlos aufregen
u. dadurch Schaden leiden! O Gott,
welch ein Seelenzwiespalt! - Auch
die Ausseer Frage tritt immer näher.
Der Arzt riet dringend zu Aussee;
Lili aber stellte ihm alle Schwie-
rigkeiten u. Uebelstände vor Augen,
so dass er fast wankend wurde, aber
doch sagte: „Ja, wohin wollen Sie
denn in dieser Zeit gehen? Sie krie-