Müller, Hans von: Brief an August Sauer. Berlin, 20.2.1921
für mich, weil etwa gleichzeitig die sehr anspruchsvolle
Hoffmann-Biographie eines gewissen Walter Harich aus
Allenstein erschienen ist. Das Buch ist gut geschrieben; es
analysiert überaus ausführlich, aber im ganzen mit Glück
alle Dichtungen Hoffmanns und wird so die meisten Leser
darüber hinwegtäuschen, daß es im biographischen ohne jede
Selbständigkeit ist. Der Verfasser giebt im Vorwort zu, daß er mir
alle Facten verdankt; er verschweigt, daß er mir auch den
Aufbau (sogar die von ihm totgerittenen Stichworte „Juliens
Seelenbräutigam” und „Der Vizekopf” in der hier gemachten
Anwendung), das Urteil über H's Entwicklung und die Auffassung
fast aller Nebenpersonen entnimmt (besonders handgreiflich bei
Hippel sr. und jr., wo er mich allerdings gelegentlich nennt,
wo aber doch jeder bei einem Ostpreußen ein eigenes Urteil
erwartet). Wie gesagt, das allgemeine Urteil wird nun lauten,
daß Harich der kommende Mann ist, während ich mich mit
einer localhistorischen Bierzeitung ins Privatleben zurückziehe.
(Übrigens hat Harich nur die bis 1915 erschienen Publicationen
von mir benutzt; den Kater Murr von 1916, die "Drei Arbeiten
Hoffmanns" von 1917 [Titeljahr: 1918] mit ihren zahlreichen
neuen biographischen Details kennt er nicht, erst recht natür-
lich nicht die Anmerkungen zu den "Berlinischen Geschichten";
daher bringt er z. B. über die Entstehung des "Fragments aus
dem