Petschnig, Emil: Brief an Wilhelm Kienzl. Wien, 15.7.1921
den Todesfall bin ich etwas in Rückstand geraten.“
Und als ich darauf hinwies, daß Herr Doktor diesel=
ben ihm doch warm empfohlen haben, weil sie Ihnen
gefielen, antwortete er mir „Ich habe sie nur genom=
men, weil sie Hr Dr Kienzl mir gab. Ich werde sie Ihnen
zum Abholen in meiner Wohnung bereitlegen, denn ich
kann mich unmöglich mit neuem befassen, da ich noch so
viele Verpflichtungen von früher her habe etc etc.“ Aus
alledem erhellt, daß Hr. v Weingartner gar nicht
das Interesse hatte, sie kennen zu lernen, trotzdem
er alle Ursache hätte, froh zu sein, daß ihm von so sach=
kundiger Seite etwas vorgeschlagen wird, was
seinem Institute ev. zu Nutzen gereichen könnte.
Ich u. mit mir mehrere meiner Bekannten empfin=
den dieses Verhalten Hr. v Weingartners als eine Be=
leidigung Ihrer verehrten Person (der Neffe
W. A. Remys sagte mir als guter Freund: das
wundert dich? S[c]hon bei seinem Lehrer war er we=
gen seiner Ichsucht wenig beliebt) und gestehe
ich Ihnen jetzt, daß ich Hr. v Weingartner im Auge
hatte, als ich s.z. sagte, ich möchte in Wien nicht auf=
geführt werden, da ich von den hiesigen Verhältnißen
nichts halte. Denn man hat noch nie gehört, daß
Hr. W. aus künstlerischem Interesse irgend einen
Jungen gefördert hätte. Übrigens vernahm ich von
einer Seite, die eingeweiht sein kann, daß die paar