Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 1.11.1916 - 4.11.1916
ganz Ihre lieben Augen, die so warm
u. innig lächeln u. manchmal so herzig
klein werden.
Dann lange Unterbrechung; aber bis
Mitternacht habe ich alle Ihre Briefe u.
alle meine Tagebuchnotizen wieder
durchgelesen u. das holde Wunder der
Harmonie strahlte nun in voller
Klarheit u. Lieblichkeit vor meinem
Geiste, u. wie Tom es anbetet, daran
hätte Carlyle gewiß seine Freude gehabt.
Tiefe Rührung erfüllte mein Herz u.
meine Augen, als ich Ihr ergreifend
schönes Gebet in der Stefanskirche am 18/9
wieder las. Wie bald u. wie herrlich
hat es sich nun schon erfüllt! Freude u.
Sonnenschein! Halte still, Sonne! rufe
ich wieder voll Bangen. Denn, ob sie
noch höher steigt, - kann sie dies noch? -
oder ob sie nun sich nur immer neigt,
Gott gnade dir, armer Ikaros - Tom!

Heute früh sah sich Tom schon tief unten
im Tal der Ernüchterung. Alles sah er
nun grau in grau, vor allem sich selbst.
War das Gespräch zum Schluß, das von
den Grautieren von Buridan u. Bile=
am, wirklich nur reiner Zufall? Aber
hatte er nicht in der dreitägigen, sich im=
mer steigernden Exaltation seiner
Freude u. seines Glücks made an ass
of himself? Hatte er nicht 3 Tage geschnat=
tert wie eine Mühle, weiß Gott, was Al=
les, aber es graut ihm, daran zu denken.