Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 1.11.1916 - 4.11.1916
getan habe, u. daß Sie dann auch die
Verantwortung für eventuelle Wie=
derholung meiner Fehler u. Verstöße
tragen, da ich mich dann ganz auf Sie
ausreden kann. - Klingt dies nicht ganz
so, wie die Ermahnung eines Richters?
Ich - Richter!!! - Habe ich Sie mit meinem
ernsten Stil nun nicht schon genug ge=
langweilt? Wär noch Eines.
Das gleiche Motiv, dem Ihre ernste
Frage entsprang, ist auch für mich das
höchste, ausschlaggebende. Nichts wäre
mir in unseren Beziehungen uner=
träglicher, als der Gedanke, daß die
Rücksicht auf mich u. meine Gefühle eine
Last, eine unerwünschte inconvenience,
von Leid gar nicht zu reden, für Sie,
meine liebe Freundin, bedeuten könn=
te. Nach Ihnen muß u. will sich alles in
mir richten.
Dann muß ich noch etwas, was ich oben
geschrieben, widerrufen; daß ich in Al=
lem, was Sie am 25.X. schrieben, mit Ihnen
ganz eines Sinnes bin. Davon muß ich
nämlich ausnehmen, was Sie bei der
besprochenen Frage von Ihrer Freund=
schaft sagen: "die in ihrem Geben viel=
leicht karg ist". Unzählige male haben
Sie doch das Gegenteil von mir gehört
u. gelesen: daß Sie reich, großherzig u.
mit vollen Händen geben. Natürlich
werden Sie mir nie genug schreiben
können, daß ich nicht gerne noch einige
Bogen mehr haben möchte; u. nie